Baumallianz fordert unabhängige Baumbegutachtung am Bahnhofsvorplatz

Quelle: Augsburger Allgemeine, 1.11.2022

Naturschützer begrüßen momentanes Einlenken der Stadt Augsburg, wollen aber wachsam bleiben. Es gehe grundsätzlich um die Frage, wie man Stadtplanung denke.

Der Verein Baumallianz begrüßt, dass die Stadt nun ein Gutachten zum Zustand der Bäume am Bahnhofsvorplatz einholen will und über eine Umplanung nachdenkt, fordert dafür aber die Beauftragung eines unabhängigen vereidigten Baumsachverständigen. Die bisherigen Begehungen der Baumallianz mit Experten hätten – anders als es die Stadt sieht – keine größeren Schäden an Bäumen erkennen lassen, so Vorsitzende Susanne Altmann. Vor diesem Hintergrund sei die zunächst von der Stadt geplante Komplettrodung nicht nachvollziehbar. Weiterlesen auf Augsburger Allgemeine (PLUS +, kostenpflichtig)

Unsere PM vom 26.10.2022 im Wortlaut: Unser Anliegen war es von Anfang an, die Öffentlichkeit darauf hinzuweisen, dass die ursprünglich geplante Fällung aller Bäume am Bahnhofsvorplatz dringend überdacht werden muss. Dies ist uns mit unserer Öffentlichkeitsarbeit – erste Hinweise gaben wir im Februar 2022 – offensichtlich gelungen. Nach Absetzung der Beschlussvorlage BSV/22/07884 Ende Juli hat die Stadt Augsburg inzwischen das Thema aufgenommen und eine entsprechende Presseerklärung veröffentlicht.

Dieser PM der Stadt ist zu entnehmen, dass u.a. eine erneute Prüfung des Baumbestandes erfolgen soll. Allein der Hinweis von Baureferent Merkle: „…daraus (hochfrequentierte Verkehrsfläche) kann man keinen Stadtpark machen“ lässt uns befürchten, dass eine, wie umfangreich auch immer geartete Fällung der Bäume, noch nicht vom Tisch ist. Wir warten jetzt ab, was hiervon in entsprechende Beschlüsse einfließen wird.

Nach wie vor wird sowohl vom Baureferenten als auch vom Umweltreferenten darauf hingewiesen, dass bestehende Bäume nur zu einem Teil „erhaltungswürdig“ sind, da „viele krank oder unterstämmig“ seien. Unsere bisherigen Begehungen mit Experten können dies nicht bestätigen, von daher begrüßen wir es, dass in einem jetzt anstehenden Schritt ein (erstes) Baum-Gutachten beauftragt werden soll. Wir fordern aber hierzu, dass es zwingend von einem unabhängigen vereidigten Baumsachverständigen außerhalb der Verwaltung durchgeführt wird.

Nachdem die Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes, laut Aussagen der Stadt, frühestens Mitte 2028 beginnen soll und somit eine übereilte Fällung im Moment nicht ansteht, sollte diese Zeit von allen Beteiligten genutzt werden, sich eingehender mit der Planung auseinander zu setzen. Die Baum-Allianz wird sehr genau hinsehen, ob u.a. das angekündigte Gutachten wirklich von unabhängiger Stelle durchgeführt wird, und wie sich der weitere Prozess der Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes auf den bestehenden Baumbestand auswirken wird.

Da wir erreicht haben, dass das Thema erneut in die öffentliche Diskussion gelangt ist und eine Fällung erst einmal verhindert werden konnte, sagten wir die ursprünglich geplante Kundgebung (keine Demo) wieder ab. Diese war von uns vor Veröffentlichung der Stadt-PM geplant worden und hätte nun keinen stichhaltigen Bezug mehr gehabt. Je nachdem, wie die Umplanung fortgeführt wird, werden wir zu gegebener Zeit sicherlich weitere Aktionen andenken, über die wir rechtzeitig informieren.

Es ist uns wichtig, die Verantwortlichen, aber auch die Augsburger Bürger zum Nachdenken zu bewegen, wie wir denn heute, wo sich der Klimawandel ja bereits überdeutlich zeigt, mit einer Planung umgehen wollen, die völlig aus der Zeit gefallen ist. Eine Asphalt- und Granitpflaster-Wüste mit kleinen, in winzigen Betonkorsagen nachgepflanzten Bäumchen, die nach drei Jahren Pflegezeit aller Voraussicht nach eingehen werden, kann nicht städteplanerisches Ziel sein. Hierfür ca. 40 Bestandsbäume, die gerade mal 52 Jahre alt sind, zu fällen, obwohl sie uns schon heute – und nicht erst in Jahrzehnten – Schatten, Kühlung, CO2-Aufnahme, Sauerstoff-Abgabe und Aufenthaltsqualität spenden, ist völlig absurd! Eine seelenlose Granitwüste mit vereinzelten „Micker-Bäumchen“, ohne jegliche Aufenthaltsqualität, ist ja bereits z.B. im südlichen Teil des neuen Bahnhofsvorplatzes traurige Realität vor kurzem geworden und darf in keinem Fall als Vorlage für den Bahnhofsvorplatz dienen.