Ist die Baumschutzverordnung ein Papiertiger?

Quelle: Pressemitteilung der Baum-Allianz Augsburg, 7.11.2021

Immer wieder erfährt man von Baustellen in der Stadt, auf denen Bäume den Bauherren offensichtlich „im Weg“ stehen. So wie gerade aktuell im Biergarten Hecht in der Rosenaustraße 31 über den die Augsburger Allgemeine am 30.10.2021 berichtet hat. Bei den dortigen Baumaßnahmen wurde der erforderliche Schutz durch Schutzzäune für fünf Kastanien übergangen. Ebenso wurden keine Schutzmaßnahmen im Wurzelschutzbereich der Bäume durchgeführt. Erst 12 Tage später, nachdem die UNB einen Baustopp verhängt hatte, wurden drei von fünf alten Kastanien mit Brettern, allerdings ohne Zwischenpolsterung (zwischen Brett und Baum), „geschützt“. Erhebliche Mengen von Bauschutt wurden an einem Baum deponiert. Nach Aussagen des Umweltreferats zeichnen sich jetzt Schäden an einer Kastanie durch Abgrabungen im Wurzelbereich ab.

Nachdem Anwohner die Baum-Allianz Augsburg über die geschilderten Vorgänge informiert hatten, wurden die entsprechenden Behörden umgehend informiert. Daraufhin war eine Vertreterin der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) tatsächlich unmittelbar vor Ort. Die Baustelle wurde inspiziert und hierbei wurde ein Baustopp von der UNB ausgesprochen. Der an einer Kastanie fast meterhoch deponierte Bauschutt wurde nach Eingreifen der UNB zwar bis zum Abend entfernt, jedoch wurde die Einhaltung des Baustopps bis heute nicht durchgesetzt.

Tatsächlich handelt es sich hier nicht um einen Einzelfall, so hat die Baum-Allianz Augsburg zahlreiche Baustellen-Baumfrevel dokumentiert und immer wieder den zuständigen Behörden gemeldet. Zwar schreitet die Untere Naturschutzbehörde bei einzelnen Verstößen immer wieder ein, doch besitzt sie offensichtlich keine ausreichende Macht, um (Baustellen-) Baumfrevel nachhaltig zu verhindern und entsprechend zu sanktionieren. Ein wichtiges Instrument, um unser bestehendes Grün zu schützen, sollte daher eine wirksame Baumschutzverordnung sein.

2019 präsentierte Umweltreferent Reiner Erben aufgrund des öffentlichen Drucks eine aktualisierte Baumschutz-Verordnung. Die Baum-Allianz Augsburg war mit dem Vorschlag des Amtes nicht zufrieden und reichte damals umfangreiche Änderungsvorschläge ein, die aus der Baumschutz-Verordnung ein belastbareres und zuverlässigeres Instrument gemacht hätten, um auch unser Stadtgrün auf Augsburgs Baustellen besser schützen zu können. Leider wurden nur wenige unserer Vorschläge von Erbens Amt übernommen.

Die Wirklichkeit zeigt, dass die sowieso schon recht lasche Baumschutz-Verordnung nur zu oft mit Füßen getreten wird. Die eigenen Interessen stehen den Bauherren näher als die (ökologischen) Interessen der Stadtgemeinschaft. Und die Interessen der Stadtgemeinschaft werden von Ämtern vertreten, die offenbar nicht in der Lage sind, unsere Bäume und unser Stadtgrün wirksam zu schützen. Dazu müssten die Zuständigkeiten und Eingriffsmöglichkeiten des AGNF gestärkt werden. Die bestehende Baumschutzverordnung gilt es umfassend und wirkungsvoll durchzusetzen. Die Schwächen der bestehenden Verordnung müssen durch eine Neuauflage unter Beteiligung von Klima- und Umweltgruppen beseitigt werden.

Der Vorstand

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