Monster kann man nie genug haben

Bluatschink-Konzert am 01.05.2019 in der Galerie Krüggling

Benefizkonzert für die Baum-Allianz Augsburg e.V. im Rahmen der „Monster“-Ausstellung der Galerie Druckspätzle. Eine Konzert-Nachlese von Yvonne Schlosser.

Es gibt wahrlich einige Monster in Augsburg, aber nur wenige Augsburger hatten bislang die Gelegenheit, eines live in concert zu erleben. Der Bluatschink, benannt nach dem gruseligen Lechmonster, spielte auf. Die grundsympathischen Tiroler Toni und Margit Knittel könnten locker ein Plärrer-Festzelt unterhalten, wären ihre Lieder nicht „erfrischend intelligent“, wie ein Mitglied der Baumallianz betonte.

Der begeisterte Erzähler Toni Knittel scherzte vergnügt über den selten schön anzusehenden österreichischen Club-Fußball. Die selben Witze könnte man über das deutsche, kabarettistisch angehauchte Singer-Songwritertum machen. Entweder ist es schwer auf innerlich getrimmt, dumpf oder derart deprimierend, dass man besser gleich ein starkes Depressivum nimmt. Wie locker kommen hingegen die Knittels daher! Margit Knittel verwandelte mit ihrer glockenhellen Stimme die ehemalige Käserei zeitweilig in einen gotischen Dom während Toni nicht nur durch den Freisekt (es geht auch so!) seinen Charme spielen ließ.

Dabei sind die Themen ernst genug. Der „Bluatschink“ bekam den österreichischen Umweltpreis 2015 nicht umsonst. Vehement, aber mit dem nötigen Feingefühl verteidigten sie zusammen mit einem Verbund Lechanrainer und Naturschützer in den 1990er Jahren das ökologisch sensible Lechtal gegen seine Verbauung. Heute geht die Saat auf: Die Aera der kostspieligen und überflüssigen „Eingriffe“ und „Maßnahmen“ ist zu Ende, das Ursprungsgebiet des Lechs profitiert vom sanften Tourismus.

Kein Wunder, ist doch Toni Knittel der Urgroßneffe der berühmten „Geier-Wally“ Anna Stainer-Knittel. Für die durchsetzungsfähige Frau gab es keine Hürde, die hoch genug für sie gewesen wäre. 1859 bewarb sich die talentierte Tirolerin an der Münchener Akademie der Künste. Die Zusammenfassung des Gespräches liest sich so: „Bei uns studieren keine Frauen.“ – „Ab jetzt schon!“ So couragiert ist man eben, wenn man sich an Hanfseilen gerade mal so gesichert in die Adlerhorste gewagt hat, um den Bestand an Raubvögeln zu kontrollieren.

Nicht nur die Malereien seiner Großmutter, sondern auch grandiose Aufnahmen vom Lechtal, dessen raue Schönheit den kurzsichtigen Vertretern von Politik und Wirtschaft einst als Strafe Gottes empfunden wurde, bekamen die verehrten Anwesenden im gmiatlichen Keller der Galerie Krüggling zu sehen. Zumindest meine Augen waren weit aufgerissen. Ein bisschen Alpenkitsch hat noch niemandem geschadet!

Es ist jedoch keineswegs so, dass die Welt heil wäre im Lechtal. Noch stärker als die Augsburger leiden die Einwohner kleiner Gemeinden unter dem Niedergang des Einzelhandels durch den zunehmenden Online-Konsum. „Bei mir ums Egg“ könnte auch die Hymne der hiesigen Innenstädter werden.

Damit das Programm nicht allzu problembeladen ist, darf das Publikum auch mal grunzen, nämlich zum Kinderlied „Sauguat“. Die vierfachen Eltern sind begnadete Pädagogen und veranstalten regelmäßig Kinderkonzerte, in der Regel hochdeutsch. Der angeblich erwachsene Rest darf sich am Tiroler Dialekt vergnügen, der aber bei Bedarf gerne übersetzt wird.

Nicht mitzusingen isch a „Blöde Idee“, so blöd halt, wie im Winter eine Eisenstange abzulecken, auf eine Oberleitung der Bahn zu urinieren, oder im „Vienna“-Trikot bei „Rapid Wien“ aufzutauchen und „Scheiß Weaner“ zu rufen. Ganz a blöde Idee.

„Bluatschink“ sind saucool. Bernd Koroknay, der Inhaber der Galerie Krüggling, schwärmte: „Für mich war der Abend a Traum.“

P.S.: CDs und viele Gschichten zu Bluatschink gibt’s unter www.bluatschink.at