Die Baum-Allianz Augsburg e.V. ist gemäß § 3 Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz (UmwRG) in Bayern eine anerkannte Umweltvereinigung. info@baumallianz-augsburg.de

Stadtbaumbericht Mai 2025

Quelle: Baum-Allianz Augsburg, 2.6.2025

Am 7.5.2025 titelte die Augsburger Allgemeine „Baum-Boom in Augsburg: Es wurden 444 mehr Bäume gepflanzt als gefällt“. Die Baum-Allianz Augsburg hat den Stadtbaumbericht Augsburg Mai 2025, der am 5.5.2025 im Umweltausschuss vorgestellt wurde, studiert und stellt fest:

Die im oben genannten Bericht (BER/25/12195) und seiner Anlage genannten Zahlen für Neupflanzungen und Fällungen sind in sich widersprüchlich: So wird auf Seite 3/4 des Berichts gesagt, dass in der Baumfäll- und Pflanzungssaison 2024/25 insgesamt 827 Neupflanzungen (647 plus 180 durch den Landschaftspflegeverband) 451 Fällungen gegenüberstehen, was zu einem positiven Saldo von 376 führt.

Im selben Absatz wird zwar zugeben, dass es Jahre (genauer Jahrzehnte) dauert, bis die Neupflanzungen die gefällten Altbäume ersetzen können; mit keiner Zeile wird jedoch der negative Gesamtsaldo erwähnt, der sich durch eine Betrachtung der letzten 15 Jahre ergibt, in denen in Augsburg weit mehr Bäume gefällt als gepflanzt wurden.

Dieses Gesamtsaldo nicht nachgepflanzter Bäume zeigt jedoch der Baumstumpfmelder der Baum-Allianz Augsburg mit dem aktuellen Stand (1.6.2025) von 2524 (2571 Baumlücken abzüglich 47 erfolgter Nachpflanzungen) Baumstandorten an. Zu den 2524 Baumlücken dürften in den nächsten Jahren außerdem noch weitere Tausend hinzukommen, da die Kartierung längst nicht abgeschlossen ist. Wobei der Baumstumpfmelder ohnehin nur die sichtbar fehlenden Straßenbäume auf Grünstreifen berücksichtigt, nicht aber die gefällten und nicht ersetzten Bäume auf Privatgrundstücken sowie die vom Tiefbauamt überbauten.

Auf Seite 6 der Anlage zum Bericht werden dann unter Punkt 2.a./b./c. insgesamt 739 Fällungen (2a. 277, 2.b. 174 ) aufgeführt, davon 288 unter 2c. „waldartigen Bereichen von Grünanlagen“ wie z.B. dem Kuhsee und dem Wittelsbacher Park. Diese 288 Fällungen von insgesamt 739 werden aber nicht berücksichtig. Würde man sie jedoch berücksichtigen und zu den genannten 451 Fällungen auf S. 3/4 des Berichts hinzuzählen, würde der dort aufgeführte positive Saldo von 376 neugepflanzten Bäumen minus 288 auf einen Saldo von nur noch 88 Bäumen schmelzen.

Warum die 288 Fällungen nicht mitgezählt werden, erschließt sich außerdem nicht. Fällung ist schließlich Fällung. 288 gefällte Bäume, die nicht ersetzt werden, sind 288 Bäume, die fehlen und folglich auch ihren bisherigen CO2-Beitrag zu Klimaschutz und Klimaanpassung nicht mehr leisten können.
Die im Bericht gegebene Begründung für ihre Nichtzählung: „Die Fällungen … werden deshalb in der Bilanzierung nicht aufgeführt, weil sie der Förderung des ausgewählten Jungwuchses dienen“ und weil die Jungbäume“ den Platz der gefällten schnell einnehmen werden“, trägt nicht. Denn wie gesagt fehlt ihr bisheriger CO2-Beitrag, der von den Jungbäumen auch erst wieder in Jahrzehnten ausgeglichen werden kann.

Noch einmal unübersichtlicher wird es mit der dritten Baumbilanz auf Seite 12 des Anhangs, in der die genannten 288 Fällungen ebenfalls weggelassen werden und es unter dem Strich plötzlich zu einem positiven Saldo von 444 Bäumen kommt, während sich der positive Saldo auf der Seite 3/4 des Berichts noch auf 376 Bäume belief.

Würde man von den 444 Neu- und Ersatzpflanzungen dann ebenfalls die nicht in Anschlag gebrachten, gefällten 288 Bäume abziehen, ergäbe sich als positiver Saldo noch 156 Bäume! Unterschiedliche Saldi an neu – und nachgepflanzten Bäumen, bei denen jeweils 288 gefällte Bäume nicht mitgezählt/berücksichtigt wurden. Mit solch einem Zahlenwerk lässt sich nicht wirklich etwas anfangen. Auch wenn positiv vermerkt werden muss, dass in Augsburg in den letzten zwei Jahren erstmals mehr Bäume gepflanzt als gefällt wurden, bleibt doch zu konstatieren, dass man hier keineswegs von einem „Baum-Boom“ sprechen kann. Aber seit dem Stadtbaumbericht 2024 immerhin von einer Trendwende weg von einer steigenden Minusbilanz an Stadtbäumen hin zu mehr jährlichen Nachpflanzungen als Fällungen.

Doch das reicht noch lange nicht aus, andere Städte machen vor, wie es geht. Zum Beispiel Nürnberg und Mannheim, in denen seit 2019 nicht nur nachgepflanzt wird, sondern in Hinblick auf faktischen Klimaschutz und Klimawandel auch jährlich zusätzliche Standorte für 300 bis zu 1000 Bäume geschaffen werden. Dazu wie für fachgerechte Baumpflege, -schnitt und -bewässerung bewilligt der Stadtrat auch mehr Geld und Personal aus dem Gesamthaushalt. Denn jeder Baum, der nicht gefällt werden muss, muss auch nicht nachgepflanzt werden.

So zeigte sich Bürgermeister Christian Vogel im Baumbericht 2024 erfreut über den hohen Zuwachs im Baumbestand: „Unser Ziel, jedes Jahr 500 neue Bäume für Nürnberg zu pflanzen, haben wir diesmal gleich um das Doppelte übertroffen. 1.011 Bäume sind es geworden – das macht mich persönlich sehr stolz und im Stadtbild einen echten Unterschied. Doch Zahlen allein sind nicht alles: Wir gehen auch bei der Pflege des vorhandenen Baumbestands neue Wege und stemmen uns gegen die Herausforderungen des Klimawandels.“

Den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen, gilt besonders für Augsburg. Und keine Maßnahmen für Klimaschutz sind kostengünstiger und schneller umzusetzen als alte Stadtbäume möglichst lange zu bewahren und möglichst viele Bäume nach- und neu zu pflanzen.

Nach dem Motto: „Vorsorge ist besser als Schadensbeseitigung“ hatte der Augsburger Stadtrat im März 2021 das Restbudget von 9,7 Millionen Tonnen CO2 beschlossen, das Augsburg, gemessen an seinem Anteil an der Weltbevölkerung, noch ausstoßen darf, soll die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzt werden. Dito im Mai 2022 das Klimawandel-Anpassungskonzept (KASA 1 und KASA 2), damit dieses Restbudget eingehalten werden kann. Doch konkret passiert, ist danach nicht viel. Weshalb dieses Budget 2027 bereits ausgeschöpft und auch das nächste Ziel: die 2,0 Grad-Grenze mit 20 Millionen Tonnen CO2-Ausstoß bis 2040, bei einem „Weiter so wie bisher“ verfehlt sein dürfte.

Weniger Flächenfraß und Bodenversiegelung, mehr Entsiegelung und viel mehr Baumpflanzungen sind daher das, was Augsburg jetzt braucht und was sich von der Stadtregierung auch relativ rasch und einfach bewerkstelligen ließe – wäre der politische Wille dazu vorhanden.

Quellen:

https://www.nuernberg.de/internet/soer_nbg/strassenbaumberichte.html
https://www.mannheim.de/de/nachrichten/stadt-mannheim-pflanzt-1000-baum
https://www.augsburg.de/fileadmin/user_upload/umwelt_soziales/umwelt/umweltschutz/klimaschutzberichte/download/Klimaschutzbericht_2024.pdf