Komplettrodung und Zerstörung von Grün entlang der Kanustrecke im Wald
Nachdem in diesem Winter rund ums Kanuzentrum in Richtung Hochablass im Siebentischwald schon eine Unzahl Bäume gefällt wurde, gab es nun noch einen Kahlschlag entlang der Übungsstrecke der Kanuten an der Spickelstraße.
Als ich heute zum Laufen in den Siebentischwald radelte, bot sich mir ein grauenvoller Anblick: entlang der Spickelstraße und dem parallel verlaufenden Neubach (Übungsstrecke des Kanuvereins) bis hin zum Historischen Wasserwerk war nicht mehr der gewohnte Wald, sondern es war kahl. Mir blieb der Atem weg und ich kämpfte mit den Tränen. Ein paar Arbeiter des Forstamtes standen an ihrem Wagen und versicherten mir ihr Bedauern, meinten aber, dass es die Anordnung des Bäderamtes der Stadt Augsburg war, entlang der Übungsstrecke für die Kanu-WM in diesem Sommer alle potenziell für den Sport auf dem Lechkanal gefährlichen Bäume zu entfernen.
Es ist unfassbar.
Bereits vor zwei Jahren war entlang der Spickelstraße schon ordentlich ausgedünnt worden. Ein von der Baum-Allianz Augsburg, damals anberaumtes Gespräch mit Herrn Kircher vom Forstamt, ergab, dass vor allem vom Eschentriebstreben betroffene Eschen herausgenommen worden seien und dass man sehen würde, wie schnell sich der Wald wieder erhole und Bäumchen nachwachsen würden. Er zeigte uns damals an einer kleinen Brücke über den Neubach, wie dort, geschützt von einigen Holzlatten, kleine Triebe gepflanzt worden waren. Genau an dieser Stelle ist heute abermals Verwüstung – die damals gezeigten Triebe habe ich heute nicht mehr gefunden.
Ich finde es nicht mehr hinnehmbar, dass das Zuständigkeits-Wirrwarr der Augsburger Behörden immer wieder zu schmerzhaften Eingriffen in unser Stadtgrün führt. Entlang der Straße fallen die Bäume unter die (zweifelhafte) Obhut des Tiefbauamts, entlang der vielen Kanäle Augsburgs haben teilweise u. a. das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth und offenbar auch das Bäderamt der Stadt das Sagen. Jedes Amt kann hier einfach Rodungen anordnen (siehe am Herrenbach im Jahr 2018, am Proviantbach oder nun am Neubach), und meist muss irgendeine „Sicherheit“ als Zweck herhalten: Verkehrssicherung vor herabfallenden Ästen oder Sicherheit gegen Überlaufen des Kanals durch eventuell umfallende Bäume. Und jedes mal wird unser wertvolles Stadtgrün zur Verfügungsmasse dieser „sicherungswilden“ Ämter.
Wenn es in den Behörden der Stadt den unbedingten Willen gäbe, unser Grün zu erhalten und zu schützen, dann hätte man andere, sanftere Wege finden können, die Sportler entlang der Kanustrecke vor fallenden Ästen zu schützen. Hätte nicht ein Kronenschnitt der den Kanal säumenden Bäume ausgereicht? Und weshalb mussten denn mächtige Buchenstämme, die viele Meter entfernt vom Kanal entlang der Spickelstraße standen, auch weggesägt werden? Wenn hier mit der Haltung „der Schutz des Grüns ist genauso wichtig wie der Schutz der Menschen, die dort verkehren“ vorgegangen worden wäre, dann hätte man mit Rückschnitten bestimmt auch Verkehrssicherheit herstellen können. Aber unsere Verantwortlichen haben einfach kein Verantwortungsgefühl unserem Stadtgrün gegenüber.
Wieso ist nicht ein personell aufgestocktes Amt für Grünordnung für alle Bäume im Stadtgebiet zuständig? Dort sind doch die Menschen, die für Erhalt und Pflege von Bäumen und Grünflächen ausgebildet sind. Ihnen wären bestimmt machbare Verkehrssicherungsmaßnahmen für die Kanustrecke eingefallen.
Zum Laufen bin ich heute nicht gekommen – ich bin nachhause geradelt, habe mein Handy geholt, das Desaster fotografiert und diesen Text geschrieben. Wenn ich damit nur die Bäume wieder aufstellen könnte … Aber ich hoffe, dass unsere Arbeit dazu führt, dass sich bei den Behörden in Augsburg endlich etwas im Hinblick auf den Umgang mit unserem wertvollen Grün verändert.
Susanne Altmann, Baum-Allianz Augsburg
Zuletzt aktualisiert: 1. April 2022 von baumallianz
Kahlschlag an der Kanustrecke
Komplettrodung und Zerstörung von Grün entlang der Kanustrecke im Wald
Nachdem in diesem Winter rund ums Kanuzentrum in Richtung Hochablass im Siebentischwald schon eine Unzahl Bäume gefällt wurde, gab es nun noch einen Kahlschlag entlang der Übungsstrecke der Kanuten an der Spickelstraße.
Als ich heute zum Laufen in den Siebentischwald radelte, bot sich mir ein grauenvoller Anblick: entlang der Spickelstraße und dem parallel verlaufenden Neubach (Übungsstrecke des Kanuvereins) bis hin zum Historischen Wasserwerk war nicht mehr der gewohnte Wald, sondern es war kahl. Mir blieb der Atem weg und ich kämpfte mit den Tränen. Ein paar Arbeiter des Forstamtes standen an ihrem Wagen und versicherten mir ihr Bedauern, meinten aber, dass es die Anordnung des Bäderamtes der Stadt Augsburg war, entlang der Übungsstrecke für die Kanu-WM in diesem Sommer alle potenziell für den Sport auf dem Lechkanal gefährlichen Bäume zu entfernen.
Es ist unfassbar.
Bereits vor zwei Jahren war entlang der Spickelstraße schon ordentlich ausgedünnt worden. Ein von der Baum-Allianz Augsburg, damals anberaumtes Gespräch mit Herrn Kircher vom Forstamt, ergab, dass vor allem vom Eschentriebstreben betroffene Eschen herausgenommen worden seien und dass man sehen würde, wie schnell sich der Wald wieder erhole und Bäumchen nachwachsen würden. Er zeigte uns damals an einer kleinen Brücke über den Neubach, wie dort, geschützt von einigen Holzlatten, kleine Triebe gepflanzt worden waren. Genau an dieser Stelle ist heute abermals Verwüstung – die damals gezeigten Triebe habe ich heute nicht mehr gefunden.
Ich finde es nicht mehr hinnehmbar, dass das Zuständigkeits-Wirrwarr der Augsburger Behörden immer wieder zu schmerzhaften Eingriffen in unser Stadtgrün führt. Entlang der Straße fallen die Bäume unter die (zweifelhafte) Obhut des Tiefbauamts, entlang der vielen Kanäle Augsburgs haben teilweise u. a. das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth und offenbar auch das Bäderamt der Stadt das Sagen. Jedes Amt kann hier einfach Rodungen anordnen (siehe am Herrenbach im Jahr 2018, am Proviantbach oder nun am Neubach), und meist muss irgendeine „Sicherheit“ als Zweck herhalten: Verkehrssicherung vor herabfallenden Ästen oder Sicherheit gegen Überlaufen des Kanals durch eventuell umfallende Bäume. Und jedes mal wird unser wertvolles Stadtgrün zur Verfügungsmasse dieser „sicherungswilden“ Ämter.
Wenn es in den Behörden der Stadt den unbedingten Willen gäbe, unser Grün zu erhalten und zu schützen, dann hätte man andere, sanftere Wege finden können, die Sportler entlang der Kanustrecke vor fallenden Ästen zu schützen. Hätte nicht ein Kronenschnitt der den Kanal säumenden Bäume ausgereicht? Und weshalb mussten denn mächtige Buchenstämme, die viele Meter entfernt vom Kanal entlang der Spickelstraße standen, auch weggesägt werden? Wenn hier mit der Haltung „der Schutz des Grüns ist genauso wichtig wie der Schutz der Menschen, die dort verkehren“ vorgegangen worden wäre, dann hätte man mit Rückschnitten bestimmt auch Verkehrssicherheit herstellen können. Aber unsere Verantwortlichen haben einfach kein Verantwortungsgefühl unserem Stadtgrün gegenüber.
Wieso ist nicht ein personell aufgestocktes Amt für Grünordnung für alle Bäume im Stadtgebiet zuständig? Dort sind doch die Menschen, die für Erhalt und Pflege von Bäumen und Grünflächen ausgebildet sind. Ihnen wären bestimmt machbare Verkehrssicherungsmaßnahmen für die Kanustrecke eingefallen.
Zum Laufen bin ich heute nicht gekommen – ich bin nachhause geradelt, habe mein Handy geholt, das Desaster fotografiert und diesen Text geschrieben. Wenn ich damit nur die Bäume wieder aufstellen könnte … Aber ich hoffe, dass unsere Arbeit dazu führt, dass sich bei den Behörden in Augsburg endlich etwas im Hinblick auf den Umgang mit unserem wertvollen Grün verändert.
Susanne Altmann, Baum-Allianz Augsburg
Kategorie: Gastbeitrag, Neubach – Kanustrecke Tags: Kanustrecke, Rodung
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