So geht Grünpflege in Augsburg!

Allein im Jahr 2022: 621 Fällungen gegen nur 325 Nachpflanzungen und in den Jahren zuvor sieht es nicht besser aus!

Für die am 13.3.2023 stattfindende Umweltausschuss-Sitzung haben wir nachfolgendes Schreiben inkl. Flyer an die Mitglieder des Umweltausschusses gesendet:

Sehr geehrte Mitglieder des Umweltausschusses,

mit erheblichem Unbehagen verfolgen wir seit nunmehr drei Jahren die offensichtliche Wirkungslosigkeit der vom Umweltausschuss am 04.03.2020 beschlossenen Städtischen Baumschutzverordnung. Ursprünglich überarbeitet, um Baumfrevel und vorschnelles Abholzen zu verringern, zeigt sich diese Verordnung jedoch genauso wirkungslos wie ihre Vorgängerin. Außerdem fällt auf, dass die Baumfällungen (2022) ca. doppelt so hoch ausfallen wie die Nachpflanzungen. Und in den Jahren zuvor sieht es nicht besser aus. Gerade in Zeiten, in denen wir für verstärkten Klimaschutz und -anpassung mehr Bäume brauchen, als vorhanden sind, herrscht also ein massives Defizit. Wie viele Jahre soll dieser Missstand denn noch weitergeführt werden?

Aktuell erfolgte Fällungen, Baumverstümmelungen und Missachtungen der BSVO haben wir in beiliegendem PDF, siehe Anhang, dokumentiert.

Aus diesem Grund bitten wir Sie um Auskunft darüber, wie bisher bei Verletzungen der Baumschutzverordnung vorgegangen worden ist.

  • Wurden Ordnungswidrigkeitsverfahren angestrengt, wenn ja, wie viele?
  • Wurden Bußgelder verhängt, wenn ja, wie viele?
  • Wie hoch war die Anzahl der Verstöße und die daraus resultierende Gesamtsumme der jährlichen Bußgeldbescheide von 2019-2022?
  • Wie hoch ist das niedrigste, wie hoch ist das höchste verhängte Bußgeld ausgefallen?
  • Hat sich die Anzahl der eingeleiteten Ordnungswidrigkeitsverfahren und die Höhe der verhängten Bußgelder seit Inkrafttreten der neuen Baumschutzverordnung im März 2020 geändert?
  • Welche Wirkungstendenzen sind aufgrund der überarbeitete Baumschutzverordnung bisher erkennbar?
  • Gibt es hierzu belastbare Zahlen, ggf. mit einem entsprechenden Bericht?

Zudem erbitten wir Auskunft, was der Umweltausschuss zeitnah unternehmen wird, um die sichtbar vermehrt auftretenden Verstöße gegen die BSVO zu reduzieren.

Mit freundlichen Grüßen

Vorstand Baum-Allianz Augsburg e.V.

Hier finden Sie unseren dazugehörigen Flyer im PDF-Format (2,16 MB)

Grün kaputt – Landschaft und Gärten der Deutschen (1983)


Quelle: Pressemitteilung der Baum-Allianz Augsburg, 06.03.2023

Hier können Sie den dazugehörigen Flyer runterladen

Grün kaputt – Landschaft und Gärten der Deutschen (1983)
Dieter Wieland · Peter M. Bode · Rüdiger Disko

Ausstellung „Grün kaputt“ vom 12. – 23. April 2023
mit Präsentation und Publikumspreis zum Fotowettbewerb „Grün kaputt 23“

Zwischenzeit Augsburg, Annastr. 16, 86150 Augsburg
Geöffnet Mi., Do., Fr., So. von 15:00 – 19:00 Uhr und Sa. von 11:00 – 16:00 Uhr

Vernissage: Mittwoch 12. April 19:00 Uhr – Finissage mit Preisverleihung: Sonntag 23. April 19:00 Uhr

Eintritt frei, Spenden willkommen

„Grün kaputt – Landschaft und Gärten der Deutschen“ zog vor 40 Jahren rund 40.000 Besucher an. Mit ihrer Ausstellung wollten die Initiatoren Dieter Wieland, Rüdiger Disko und Peter M. Bode ein kritisches Gegengewicht zur Internationalen Gartenausstellung in München setzen. 2023 präsentiert der Verein Baum-Allianz Augsburg die Neuauflage von „Grün kaputt“ in seiner Stadt. Die Wanderausstellung dokumentiert u.a. Baumfällung, Landschaftszersiedelung, Dorfzerstörung, Kahlschlag, Begradigung, Betonverdichtung und weitere Naturfrevel in Deutschland um 1980.

Auch die Baum-Allianz muss fast wöchentlich feststellen, dass in Augsburg nach wie vor der politische Wille fehlt, sich entschieden für Baum- und Klimaschutz einzusetzen. Nützliche Instrumente, wie z.B. die Baumschutzverordnung, sind zahnlose Tiger, und laufend werden Bauinteressen privater und öffentlicher Hand gegenüber Baumschutzmaßnahmen rücksichtslos durchgedrückt und das Grün bleibt auf der Strecke.

Bäume und Grün stören in dieser Stadt, und ein Blick in viele neu entstandene Wohngebiete zeigt, dass ein seelenloser, eintöniger Mix aus Beton und Asphalt immer mehr überhandnimmt und wir weiterhin auf dem besten Wege sind, unsere Umwelt gänzlich zu vernichten.

„Wo ein Baum nur steht, überall steht er im Weg, vor allem dem Fortschritt“, konstatierte Dieter Wieland. Geändert hat sich daran bis heute wenig, daher lag es der Baum-Allianz Augsburg am Herzen, die historischen „Grün kaputt“-Exponate mit aktuellem Lokalkolorit zu begleiten. Hierfür wurde ein gleichnamiger Fotowettbewerb ins Leben gerufen, an dem rund 30 Fotografen und Fotobegeisterte in Schwaben teilnahmen. Die eingesendeten Arbeiten sind nun zusammen mit der Wanderausstellung „Grün kaputt“ in Augsburg zu sehen – mit herzlicher Einladung an alle Besucherinnen und Besucher, beim Publikumspreis abzustimmen.

Hier finden Sie weitere Informationen zur Ausstellung Grün kaputt.

Globaler Klimastreik


Am 3. März 2023 fand ein Globaler Klimastreik auch in Augsburg statt. Die Baum-Allianz war wieder dabei, siehe unser Video.

Nichteinhalten der Baumschutzverordnung: Metzgplatz 1 und Lochgässchen


Quelle: Baum-Allianz Augsburg e.V., 24.02.2023

Unsere E-Mail vom 24.02.2023 an das AGNF, Betreff: Nichteinhalten der BSV: Metzgplatz 1 und Lochgässchen

Sehr geehrte Frau Vedder,

bezugnehmend auf unsere E-Mail vom 6.11.2022 (Betreff: Verstoß gegen die BSV: Hinter der Metzg) musste ich heute selbst feststellen, dass hier bei dem im Bild abgebildeten Baum nach wie vor die BSV nicht eingehalten wird und der Wurzelbereich total abgedeckt wurde, wie auf dem Bild unschwer zu erkennen ist. Und nein, es handelt sich hier nicht um irgendwelche Luftposter, sondern um schwereres Material (keine Ahnung was), wie ich mich selbst überzeugen konnte.

Neu möchte ich den Verstoß gegen die BSV im Lochgässchen melden, siehe nachfolgende Bilder.

Missachtung der Baumschutzverordnung, hier: Lochgäßchen, 86152 Augsburg, 24.02.2023, Bild: Baum-Allianz Augsburg e.V.

In beiden Fällen bitten wir Sie erneut hier dringend für Abhilfe zu sorgen, die Bäume umgehend zu schützen, und entsprechende Sanktionierungsmaßnahmen einzuleiten.

Missachtung der Baumschutzverordnung, hier: Lochgäßchen, 86152 Augsburg, 24.02.2023, Bild: Baum-Allianz Augsburg e.V.

Wie lange will die Stadt Augsburg denn noch der leichtfertigen Gefährdung, und leider nur allzu oft darauf folgenden Vernichtung, unserer wertvollen Stadtbäume zusehen? Baumverluste durch Klimawandel, Miniermotte, Eschentriebsterben, etc. sind bereits schlimm genug zu ertragen. Darüber hinaus aber Stadtbäume zusätzlich zu schädigen und/oder zu vernichten, nur weil die Stadt nicht in der Lage ist gegen die ständige Missachtung der Baumschutzverordnung entsprechend vorzugehen, ist unerträglich. Der von Ihrem Amt herausgegebene Baum-Leitfaden – Baumschutz auf Baustellen, in dem ja unmissverständlich und richtigerweise die entsprechenden Vorgaben zum Schutz der Bäume aufgelistet sind, verkommt zunehmend zur Farce.

Missachtung der Baumschutzverordnung, hier: Lochgäßchen, 86152 Augsburg, 24.02.2023, Bild: Baum-Allianz Augsburg e.V.

Mit freundlichen Grüßen

Christian Ohlenroth (Vorstand Baum-Allianz Augsburg)

Baumfrevel in der Radetzkystraße


Quelle: Hinweis einer Augsburger Bürgerin (Name ist der Baum-Allianz bekannt)

Am 15.2.2023 machte uns eine Bürgerin der Stadt Augsburg auf Baumfällungen in der Radetzkystraße 53 aufmerksam. Hierzu folgender Text, der uns als E-Mail erreicht hat:

„… wie bereits auf den AB gesprochen, musste ich heute Vormittag die Fällung von zwei alten Blutbuchen in der Radetzkystraße 53 beobachten. Beide Bäume sind mind. 100 Jahre alt und wiesen augenscheinlich keine Schäden auf. Der Unternehmer, der die Fällung durchführte, behauptete, dass die Fällung von der Stadt beauflagt sei und Gefahr für die Öffentlichkeit bestünde, wegen irreparabler Schäden. Die Äste, die aktuell gefällt werden, weisen allerdings gar keine Schäden auf. Eine Gefahr für die Öffentlichkeit (auf dem Gehweg) hätte leicht beseitigt werden können, indem die über die Mauer ragenden Äste eingekürzt worden wären. Jetzt werden beide Bäume komplett gefällt! Der Unternehmer konnte auf Nachfrage keine Fällgenehmigung vorweisen. Der Polizei, die von mir informiert worden war, konnte dann doch eine Genehmigung vorgelegt werden. Der UNB lag auf Nachfrage kein aktueller Fällantrag vor. Ich bin selbst Bauprojektsteurerin und habe in München die Erfahrung gemacht, dass es äußert schwierig – wenn nicht unmöglich – ist, auf Privatgrundstücken Fällgenehmigungen zu erhalten, zumal wenn es sich um derart prächtige Bäume handelt. Im Zuge von Baumaßnahmen sind diese Bäume immer zu schützen, ggf. zu sanieren oder man muss eben drum herum bauen. Wie kann es sein, dass derart wertvoller Baumbestand beseitigt werden kann? …“

„… meine Recherchen sind inzwischen weitergegangen und im Gespräch mit der UNB hat sich herausgestellt, dass die Fällungen mit einem Bauantrag von 2020 vom Bauordnungsamt genehmigt wurden. Ein gesonderter Fällantrag sei nicht gestellt worden. Die UNB sah sich am Verfahren nur am Rande beteiligt und schiebt die Verantwortung auf eine ungenügende Bauberatung, die die Integration der beiden Bäume in die Baumaßnahme zum Ziel gehabt haben sollte. Man zeigt also mal wieder auf den anderen!? Ich frage mich, welchen Sinn dann die Baumschutzverordnung überhaupt hat und welchen Zweck die diskutierte Verschärfung haben soll, wenn die Vorgaben schon jetzt nicht eingehalten werden. Im Endeffekt handelt es sich um ein Versagen der Bauverwaltung, mit der ich mich als Bürger nicht abfinden will. Und nachdem Briefe nichts bewirken, würde ich gerne die Sache an die Öffentlichkeit bringen …“

Baumfällung in der Radetzkystraße, 15.2.2023

Hier die Stellungnahme der UNB vom 16.2.2023: „…auch wir waren gestern kurzfristig vor Ort und haben die Fällgenehmigung überprüft. Beide Bäume unterlagen, wie Sie bereits schreiben, dem Schutz der Baumschutzverordnung. Die beiden Buchen wiesen keine uns bekannten Schäden auf, welche eine Fällung begründet hätten. Die Fällungen beruhen stattdessen auf einem geplanten und genehmigungsfähigen Bauvorhaben. In einem solchen Fall wird die Fällgenehmigung durch das Bauordnungsamt im gebündelten Verfahren mit erteilt; eine separate Genehmigung durch die untere Naturschutzbehörde wird nicht ausgesprochen. Der Unternehmer vor Ort konnte eine Fällgenehmigung – erteilt vom Bauordnungsamt der Stadt Augsburg – vorzeigen.“

Am 22.02.23 errichte uns ein Update der Bürgerin zum Stand der Fällarbeiten in der Radetzkystraße 53.

„.. der Bauunternehmer ist am 19.02. überraschend nicht wieder aufgezogen. Einer der beiden Bäume ist bis ein Meter über Gelände abgetragen, vom anderen steht noch ein ca. 6 m hoher Torso. Er steht ca. 3 m von der Grundstücksgrenze entfernt. Als Planer unterstelle ich mal, dass niemand in dieser Lage sein Haus auf die Süd-/Westgrenze setzen würde und die Freianlagen in den Norden. Insofern gehe ich davon aus, dass die Bäume lediglich einer Garage weichen müssen! Nun endet die Fällsaison mit dem 28.02.23. Nachdem viele professionelle „Baumpfleger“ gerade im Stadtgebiet unterwegs sind, setze ich darauf, dass die Frist verstreicht und der Baum doch noch eine Chance haben könnte, stehen zu bleiben – vorausgesetzt, dass zumindest die Fristen ernst genommen werden und UNB und Bauverwaltung endlich Verantwortung übernehmen ….“

Baumfällung in der Radetzkystraße, 15.2.2023

Die Baum-Allianz hat daraufhin am folgenden Vormittag einen seiner Baumexperten vor Ort geschickt.

Hier seine Einschätzung: „… war gerade (16.2.) in der Radetzkystraße und habe den Fall = Fällung angeschaut. Die beiden Rotbuchen wurden gerade verladen, ein Stamm steht noch bis in 7 Meter Höhe. Beide Rotbuchen sind etwa 80 – 90 Jahre alt und kerngesund (gewesen). Die Äste zur Straßenseite begannen in 6 Meter Höhe und auch nicht sehr voluminös, da schon mehrfach gekürzt und auch direkt am Stamm entfernt. Wahrscheinlich soll das Haus abgerissen werden und/oder es ist eine Erweiterungsbebauung in Richtung Mauer geplant. Bisher hatten die Bäume ein ordentlich flächiges Areal für sich, nun soll aus der Fläche mehr Wohnraum entstehen – „Nachverdichtung“. Nichtsdestoweniger sollte die Fällgenehmigung geprüft werden, denn es wäre durchaus eine Bebauung ohne Fällung möglich gewesen! …“

Wie schon leider viel zu oft ist hier wieder einmal die Baumschutzverordnung völlig missachtet worden und ein Versagen der beteiligten Ämter ist nicht auszuschließen. Die Baum-Allianz wird diesen offensichtlichen Baumfrevel weiterverfolgen und weiter darüber berichten.

Baumfällung in der Radetzkystraße, 19.2.2023